Stadtkirche Westerkappeln
Gründungsgeschichte
780 erließ Karl der Große eine Kirchenfassung für das Sachsenland. Danach wurde zur Weiterverbreitung des Christentums überall im Lande Missionsstationen in Form von Bistümern gegründet. Auch Osnabrück wurde Bistum.
Zwischen 780 und 785 entstand in Osnabrück die erste Bischofkirche. Zur Erfüllung der missionarischen und seelsorgerischen Aufgaben des neu entstandenen Bistums gehörte die Gründung von Urpfarreien und der Bau von Taufkirchen.
In diesem Zeitraum entstanden neben dem Dom zu Osnabrück die ersten Kapellen, und zwar eine "gen Morgen", die Ostkapelle, und eine "gen Abend", die Westkapelle. Daraus entwickelten sich später die Ortsnamen Ostercappeln und Westerkappeln.
Baustil
Gängiger Bautyp im 9. Jahrhundert war der Holzbau. Es wird daher angenommen, dass auch die erste Westerkappelner Kapelle eine Holzkirche war. Es ist nicht bekannt, wann die erste Steinkirche errichtet worden ist. Anhand der vorhandenen Bausubstanz lassen sich jedoch einzelne Bauschritte rekonstruieren und zeitlich einordnen.
Da ist zunächst der Turm. Obwohl das Kirchspiel Westerkappeln erstmalig 1188 urkundlich erwähnt wurde, ist nicht auszuschließen, dass der Turm schon im 11. Jh. entstanden ist. Er war zunächst nur Wehr- und Fluchtturm, denn er hatte zur ebenen Erde keinen Eingang, sondern nur einen Einstieg in 4,5 m Höhe, der nur über eine Leiter erreicht werden konnte. In Notzeiten flüchteten die Anlieger in den Turm, zogen die Leiter und waren so vor ihren Feinden sicher. Darüber hinaus war der Turm durch einen unterirdischen Gang (heute zugemauert) mit dem Haupthof verbunden.
Im 13. Jahrhundert wurde der Turm erhöht und zum Glockenturm ausgebaut. Das Geläut besteht aus zwei Bronzeglocken aus den Jahren 1509 und 1641. Im 12. Jh. wurde dem Turm ein romantisches Kirchenschiff angefügt.
Reste dieses Bauwerks mit dem rundbogigen Eingang erkennt man an den dunkel verfährbten Steinen im unteren Teil des heutigen Kirchenschiffs.
In der zweiten Hälfte des 13 Jh. wurde die Kirche im Übergangsstil (Übergang von der Romanik zur Gotik) baulich grundlegend geändert. Es entstand mit Langhaus, Querhaus, Chorabschluss und Westturm eine kreuzförmige Anlage mit Domikalgewölbe. Von dieser Bausubstanz ist der mittlere Teil der Südwand und das verkürzte Südquerschiff (heute Vorbau) mit dem Portal erhalten geblieben.
Im Bogenfeld des Portals ist das Weltgericht Gottes mit Christus als Weltenrichter und den beiden Anbetern Johannes der Täufer und Maria dargestellt.
Links und rechts des Eingangs erkennt man je eine Figur. Die linke Figur (von Betrachter) stellt Ecclesia (= christliche Kirche) und die rechte Figur Synagoge (= Judentum) dar.
Die Figurengruppe symbolisiert nach christlichem Verständnis den Sieg des Christentums über das Judentum, das seinen Messias nicht erkannt hat. Alle Figuren (einschließlich des Reliefs an der Südwand) zeigen Spuren vorsätzlicher Beschädigungen. Diese stehen im Zusammenhang mit den Bilderstürmern während der Reformationszeit.
In gotischer Zeit (2. Hälfte des 15. Jh.) wurde die Kirche zu einer Hallen- oder Predigtkirche umgebaut und mit einem Kreuzrippengewölbe überspannt.
Mit dem Bau der Sakristei um 1500 endet der Kirchenbau.
Das Kircheninnere
Drei Epitaphien (Totengedenktafeln) erinnern an längst verstorbene Adelsgeschlechter.
Das älteste Epitaph wurde für den 1595 verstorbenen Gerd Ledebur auf Haus Langenbrück errichtet. Es zeigt Ledebur mit seiner Frau Judith von Rutenborg.
Das zweite Epitaph hat die Witwe Johanna von Grothaus für ihren 1626 verstorbenen Ehemann Bernhard von Lüninck auf Haus Cappeln aufstellen lassen. Hier sind neben von Lüninck seine Frau und drei Kinder dargestellt.
Das barocke Epitaph von 1654 hat Adolf Caspar Ledebur auf Haus Langenbrück bereits zu seinen Lebzeiten für seine Familienangehörigen anbringen lassen. Nach seinem Tode im Jahr 1657 wurde auch er dort verewigt.
Das barocke Portal unter dem Hauptfenster im Chor war der frühere Eingang zu einer Privatkapelle von Adolf Caspar Ledebur. Mehrere Grabplatten zeugen davon, dass in der Kirche Verstorbene ritterlicher Abstammung ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.
Die am besten erhaltene Grabplatte befindet sich unter dem Altar. Sie verschließt das Grab von Adolf Christian von Meyhers und Elisabeth von Cubach auf Haus Velpe.
Zwei weitere Grabplatten sind an der Turmwand aufgestellt. Sie erinnern an den Tod von Gottschalk Ledebur auf Haus Langenbrück und Balthasar von Vinke und Werdum auf Haus Cappeln. Daneben erinnern neun Totenschilde an weitere Verstorbene Westerkappelner Adelsgeschlechter.
Zwei Bronzeleuchter (1681 und 1709) und ein Zinnleuchter von 1737 zieren den Kirchenraum. Die Kanzel wurde im Jahr 1701 aufgestellt. Leuchter und Kanzel sind Stiftungen Westerkappelner Familien. Der Chor hat vier Fenster. Das Hauptfenster in der Mitte ist von besonderer Schönheit.
Die farbige Verglasung stellt die Auferstehung Christi dar. In den übrigen Fenstern sind christliche Glaubenssymbole (Kreuz und die griechischen Buchstaben Alpha und Omega) zu erkennen. Von der ursprünglichen Wandmalerei sind nur noch Reste erhalten.
Der westliche Teil der Nordwand wird von der Darstellung des hl. Christophorus eingenommen. Das zweite Gemälde stellt die Kreuztragung Christi mit der hl. Veronika dar. An der Ostwand des ehemaligen Südquerschiffs erkennt man den Kopf eines jungen Mannes. Er wird als der hl. Johannes gedeutet. Eine Inschrift im Gewölbe vor dem Chor zeigt an, dass dieses Werk am St. Martinstag (11. November) 1509 vollbracht worden ist. Alle Gemälde sind Fresken und am Ende des 15.. bis Anfang des 16. Jh. entstanden.
1821 erhielt die Kirche eine neue Orgel. Diese wurde 1912 auf die jetzige Größe erweitert. Das Instrument verfügt über 1500 Pfeifen. Mit der Einführung der Reformation in der Grafschaft Tecklenburg durch Graf Konrad wurde die Kirche evangelisch. Graf Arnold von Tecklenburg hat dann die Kirche 1588 noch einmal reformiert.